Dienstag, 4. Oktober 2022

Benin ade, ...

Hallo Leute!

Nun ist es schon über einen Monat her, dass ich wieder zurück in Deutschland bin und ich kann sagen, es fühlt sich manchmal immer noch ziemlich seltsam an. Am 17.August mussten wir den Kindern und unserer Maman Auf Wiedersehen sagen, ohne wirklich zu wissen: Werden wir uns überhaupt jemals wiedersehen? Die Erinnerung verschwimmt mit jedem Tag, den ich länger hier verbringe und in Momenten der Melancholie macht mir das schon ein wenig Angst; war doch bis vor einigen Wochen mein Alltag noch ein ganz anderer. Viel zu schnell habe ich mich schon an Dinge gewöhnt, nehme sie wieder wie zuvor für selbstverständlich. Ich glaube, das ist irgendwo „normal“, verbrachte ich schließlich 18 Jahre meines Lebens in diesem Land. Trotzdem ist es doch verwunderlich, wie schnell Körper und Geist sich wieder ummodellieren.
Ein bisschen so, wie bei einer DVD…Ein Jahr lang habe ich mal den Film gewechselt und schaue nun wieder den alt Bekannten an. Versteht mich nicht falsch; der ist auch wunderbar! In ihm kommen meine Familie sowie alte Freunde und Freundinnen vor, die ich nach langer Zeit wieder in den Arm nehmen durfte. Neue Begegnungen spielen auch eine wichtige Rolle, die meinen Alltag hier nicht langweilig werden lassen. Doch in Momenten der Ruhe und des Innehaltens tauchen immer wieder Bilder der erstmal zur Seite gelegten DVD auf. Sie erinnern mich an Maman mit ihrem leckeren Essen, die Kinder, die mich jeden Tag neu herausgefordert haben, an meine Mitfreiwillige, die mir wahnsinnig fehlt und auch scheinbar banale Dinge wie die Hitze, die vor Ort manchmal absolut unerträglich war, mir aber definitiv positiver in Erinnerung ist als das Frieren hier in Deutschland
😊.

 

Sarah hat Geburtstag und wird von Ornella (Mitte) geschminkt,
Joséphine (v.l.) und Christoph(h.l.) schauen gespannt zu

Bossé (v.) und Faidath dürfen sich wie alle anderen
in unseren Büchern verewigen

Die letzten Wochen in Pobè waren nochmal ziemlich intensiv, rückte der Abschied doch immer näher. Das merkten wohl auch die Kinder. Immer öfter wurden wir nach unserem Ausreisedatum von ihnen gefragt. Wir versuchten noch so viel wie möglich von Benin mitzunehmen. Das war nicht unbedingt mit wenig Stress verbunden, da wir noch alle möglichen Leute besuchten, gleichzeitig aber auch mit den Kindern bastelten, Origami falteten oder Perlenarmbänder fädelten. Am 17.August war dann der Tag unserer Ausreise gekommen. Einen Tag zuvor wurden wir von allen Angestellten des Zentrums offiziell verabschiedet. Wir bekamen Urkunden und die Kinder sangen für uns, ein letztes Mal. War sie doch sehr offiziell, bewegte mich diese Veranstaltung schon sehr. Vor allem die Urkunde war für mich ein großes Kompliment. Die Arbeit mit den Kindern war nicht immer leicht und es fühlt sich schön an, dass ich nun auch offiziell weiß, dass der Stress sich doch gelohnt hat!
In der Nacht auf den 17. übernachteten wir zusammen im Zimmer der Mädchen, war die Beziehung über das Jahr mit ihnen doch eng geworden. Am Tag des Abschieds selbst gab es viele Tränen. Es war wirklich hart, vom Hof wegzufahren und durch tränende Augen Pobè durch die Autoscheibe vorbeiziehen zu sehen. Ich war heilfroh, dass Sarah neben mir saß und Maman unsere Hand hielt. Wir fuhren zu Mémé in Cotonou, um dort um 4h morgens den Flieger nach Casablanca zu nehmen. Am Flughafen verabschiedeten wir uns von Maman, die uns versicherte, wir würden spätestens für ein Praktikum wiederkommen. Dieses ganze Tschüss sagen war schon schwer, aber auch hier trat ich in eine andere Welt ein, als wir das Gepäck auf das Band gaben und uns für den Flug eincheckten. 

 

Offizielle Verabschiedung mit unserem
Mentor (l.) und Mémé an unserer Seite

Die Schnecken freuen sich über ihre Abschlussdiplome
v.l.n.r.: Fatima, Timothée, Farouk und Christine

Letzte große Bastelaktion: Malen nach Zahlen

Ja, wie zwei Welten, die nebeneinander existieren… Da dachten viele Mitfreiwillige ähnlich, als wir uns zu unserem Nachbereitungsseminar Anfang September wiedersahen. Ich glaube, wir waren zu dem Zeitpunkt alle wieder irgendwie in Deutschland „angekommen“, stießen dabei aber auch auf Probleme. Somit taten mir die Tage vor Ort in Gera nochmal extrem gut!
Zwar war ich mit meiner Mitfreiwilligen zusammen angekommen und blieb auch eine Nacht bei ihrer Familie, war danach aber ein bisschen auf mich allein gestellt. Das war einerseits gut, da ich so meine ganz eigene Ankunft finden konnte. Andererseits war es aber auch extrem seltsam, da ich ein Jahr lang fast nur im Team gearbeitet hatte. Darüber konnte ich gut mit den anderen reden, die in ihrer Zeit Ähnliches erlebt hatten. Während der vier Tage Seminar wurde heiß über spannende Themen wie Privilegien oder Kritik am Freiwilligendienst diskutiert. Zusammen warfen wir außerdem einen Blick in die Zukunft und sprachen darüber, wie wir uns auch in Zukunft in der Entwicklungszusammenarbeit engagieren könnten. Vor allem blieb aber viel Zeit zum Austausch. Ich erfuhr von einigen was über ihre Zukunftspläne und redete über Themen, die während des Freiwilligendienstes aufgekommen waren. Es war krass, wie sehr uns unser FSJ, so unterschiedlich es auch für jede*n gewesen sein mochte, wie ein roter Faden bei unseren Gesprächen verband! Ich glaube, das wird uns immer miteinander verknüpfen und der Gedanke an diese Gemeinschaft gibt mir Mut und spendet Trost, vor allem in solchen Momenten der Melancholie.

Auf unserem letzten Roadtrip durch Benin

Fotoshooting mit den Kids: Bossé, Ruth,
Jonas, Maridiath und Fawaz (v.l.n.r.)

Fawaz hat ganz viel Spaß dabei, meine
Brille aufzusetzen und Deborah (r.) möchte auch mal

So, nun bleibt ja nur noch eine Frage offen: Wie geht es jetzt mit mir weiter? Ich wollte diesen Bericht vor allem schreiben, um mit all den Erinnerungen nochmal auf dem schriftlichen Weg einen positiven Abschluss zu finden. Doch natürlich möchte ich Euch nicht vorenthalten, wohin es mich nun verschlägt. Zurzeit bin ich noch in meiner Heimatstadt Rostock und mache hier sozusagen ein halbes Jahr „Pause“, bis ich im April mein Studium im Bereich der Internationalen Sozialen Arbeit in einer anderen Stadt beginnen möchte. Wer mich besser kennt weiß, dass „Pause“ machen nicht wirklich mein Ding ist, weshalb ich seit einer Woche nun in einem Restaurant arbeite, um ein wenig Geld für später zu verdienen. Die Arbeit ist zwar stressig, macht mir aber sehr Spaß! Nebenbei möchte ich in ein paar Wochen ein Praktikum bei einem Verein beginnen, der Kinder bis zur 6.Klasse für entwicklungspolitische Themen sensibilisiert. Ich hoffe sehr, ich kann dort mit meinen Erfahrungen etwas beitragen und bin schon gespannt, wie die Arbeit sein wird!

 

Seltsam: Ganz leer, das Zimmer, ohne unsere Sachen...

Ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk von den Kindern:
Thomas (Mitte) hatte den Filter auf meinem Handy entdeckt😆



Zum Abschluss möchte ich mich aber noch einmal in aller Form bei allen Leserinnen und Lesern bedanken, die so fleißig meine Blogeinträge verfolgt haben. Es hat mir wirklich Spaß gemacht, von meinem Jahr zu berichten!
Ich hoffe natürlich sehr, es geht Euch allen gut. Kommt gesund und munter durch Herbst und Winter!💓

Alles Liebe diesmal aus Deutschland,

Clara

 

 

Mittwoch, 8. Juni 2022

Von Bootsfahrten, gestohlenen Kunstobjekten und aufkommender Ferienstimmung

Hallo Leute!

Nun ist schon wieder ein Monat wie im Fluge vergangen und ich erwische mich immer öfter dabei, wie ich die Zeit rückwärts zähle. Bald sind es „nur“ noch zwei Monate, die ich in Benin verbringen werde, und es ist gefühlt noch sooooo viel geplant. Was möchte ich wem von hier mitbringen? Wie werden die ersten Wochen in Deutschland werden? Was möchte ich noch tun, bis wir im August ausreisen? Wie mag der Abschied von den Kindern, Maman und all den anderen Leuten vor Ort werden?

Zu viele Fragen, auf die es noch keine Antworten gibt, welche mich aber trotzdem immer wieder sehr nachdenklich stimmen, wenn ich anfange, etwas länger darüber nachzudenken. So gestaltet sich der Versuch, im Hier und Jetzt zu bleiben und meine verbleibende Zeit hier so gut wie möglich zu nutzen, immer wieder aufs Neue schwierig. Gelangweilt haben wir uns im letzten Monat auf gar keinen Fall und so gab es genug andere Dinge drumherum, die für Ablenkung sorgten.

Ich muss gestehen, dass es mich immer eine ziemliche Überwindung kostet, einen ruhigen Moment zu finden, um von meinen Erlebnissen zu berichten. Man hat immer das Bedürfnis, ALLES zu erzählen und ein möglichst detailliertes Bild zu vermitteln. Aus der Erfahrung bei den letzten Einträgen heraus kann ich diesen Anspruch aber heute ablegen und beschränke mich auf die Highlights der letzten Wochen.


Maman freut sich über ihr Muttertagsgeschenk

Während ich im letzten Blogeintrag viel über meine Arbeit hier im CAPE erzählt habe, gibt es dieses Mal bezüglich dieses Themas nicht viel zu berichten. Es hat sich nämlich eine gewisse Arbeitsroutine bei Sarah und mir eingestellt, die gut funktioniert und unseren Tagen Struktur gibt. Die nächsten Wochen werden allerdings nochmal spannend, weil die Kids ihre Abschlussprüfungen haben. Bis auf die zwei Fünftklässlerinnen Maridiath und Ruth, die schon diese Woche ranmüssen, bleiben die anderen nun von Montag bis Freitag zu Hause. Mit ihnen haben wir also Zeit, noch ein paar Dinge zu wiederholen oder Unklarheiten zu beseitigen. Ja, so langsam wird das Haus unter der Woche wieder voller und die großen Sommerferien rücken immer näher. Das ist einerseits ein schönes Gefühl, weil man viel mehr Zeit für die Kinder findet und Projekte starten kann. Andererseits ruft es mir aber auch wieder einmal das absehbare Ende ins Gedächtnis und bestärkt den Wunsch, diese Zeit bestmöglich zu nutzen!

Damit begannen wir schon letzten Monat ziemlich gut, wie ich finde. Fast jedes Wochenende waren wir unterwegs und sahen auch noch ein paar andere Ecken von Pobè, was echt cool war. Auch wenn ich gemerkt habe, dass unser Alltag mit den späten Lecons und dem am Tag über Zeit haben mit dem Alltag von vielen anderen Menschen vor Ort nicht unbedingt vereinbar ist. Das sorgte in punkto Zeitmanagement für einigen Stress, der sich rückblickend aber auch echt gelohnt hat.

Unter anderem waren wir an einem Wochenende in Porto Novo bei der Direktorin der ONG. Wir konnten in der Zeit unsere Mitfreiwilligen dort besuchen und waren am Samstag in Cotonou, um eine ganz besondere Ausstellung im Präsidentenpalast zu besuchen. Ausgestellt wurden 26 Kunstschätze, welche am 17. November 1892 von französischen Truppen aus dem Königspalast in Abomey im ehemaligen Königreich Danxomè (in großen Teilen das heutige Benin) geraubt und nach Frankreich mitgenommen wurden. Anschließend erklärte Frankreich das Gebiet zur Kolonie Dahomey, welche 1960 ihre Unabhängigkeit erlangte. Trotz mehrerer Forderungen nach Rückgabe der Kunstgegenstände, musste die beninische Regierung bis zum 9. November letzten Jahres warten, an dem ein Vertrag zwischen den Staatschefs Macron und Talon den Transfer der 26 Objekte am nächsten Tag offiziell beschloss. Zusätzlich zu den zurückgegebenen Kunstgegenständen konnte man zeitgenössische Werke vieler bekannter beninischer Künstler*innen ansehen, welche unter dem Thema „Kunst in Benin gestern und heute: Von der Restitution bis zur Offenbarung“ ausgestellt wurden. Ich habe durch unseren Besuch viel über das ehemalige Königreich Danxomè erfahren dürfen und fand auch die Werke einzelner Künstler*innen sehr bewegend.

Mit Besucherpass bewaffnet vor Beginn der Ausstellung

Der Präsidentenpalast von hinten

Sarah vor der Statue des "Fischermenschen", (halb Hai-halb Mensch) Symbol des letzten Königs von Dahomey Béhanzin

Zeitgenössische Kunst aus Benin: "La reine et sa cour"(2018) von Euloge Ahanhanzo-Elèlè

Am folgenden Wochenende wurde in Pobè das 5. Amtsjahr des aktuellen Königs groß gefeiert. Obwohl Könige kein politisches Mitspracherecht haben, spielen sie in der Gesellschaft eine wichtige Rolle und können Staatsdienern als Berater zur Seite stehen. Wer König wird entscheidet ein Orakel, welches von einer Art Priester zu dem Thema befragt wird. Der König muss jedoch einer der 6 lignées (Erbfolge) von Pobè entstammen. Wenngleich die Feier vielen anderen Feiern, die wir schon besucht hatten, glich (rumsitzen und essen), war es doch ganz interessant, den König zu sehen und an einem lokalen Event teilzunehmen.


Bei der fête du roi


Am letzten Sonntag im Mai fuhren wir dann nochmal nach Porto Novo, um uns dort von den beiden Freiwilligen aus Goro zu verabschieden. Die Einsatzstellenprobleme ließen sich nicht mehr so wirklich klären und so entschieden sie, ihre Heimreise jetzt schon anzutreten. Zusammen mit unserer Mitfreiwilligen aus Porto Novo und den Mädels besuchten wir den „Rivière Noire“ (übersetzt „schwarzer Fluss“), welcher in einem Nachbarort von der beninischen Hauptstadt liegt. Er führt bis nach Nigeria und gilt als heilig. Auf unserer Bootstour erzählte uns der Guide von den Heilpflanzen, die entlang des Flusses wachsen und die bis heute für die Beniner*Innen eine wichtige Rolle in der Bekämpfung von verschiedensten Krankheiten spielen. Ich fand den Ausflug besonders schön, weil der Ort so eine ruhige und friedliche Atmosphäre ausstrahlte, welche man in unserer Einsatzstelle nur selten vorfindet. Wahrscheinlich tat es mir deshalb auch so gut, mal den von vielen Geräuschen gefüllten Alltag kurz hinter sich zu lassen. Am Ende unseres Besuches konnten wir sogar noch bei der Herstellung von in der beninischen Musik häufig verwendeten Trommeln zusehen. Ein rundherum schöner Tag also, welcher nur vom Abschied der Mädels ein wenig getrübt wurde. 


Bootsfahrt auf dem Fluss
Hier dürfen wir dabei zusehen, wie ein Korb geflochten wird- ein weiteres Highlight unseres Besuches am Fluss!


Die ersten Junitage danach gingen spannend weiter. Am 1. Juni feierten wir ein wenig Kindertag. Eine Tradition, die für mich ganz normal war, Sarah allerdings eher unbekannt (wie wir herausfanden tatsächlich ein Ost-West-Ding). Zusammen mit Maman machten wir aus Süßkartoffeln, die wir zuvor von einem Bekannten geschenkt bekommen hatten, ein Ragout für die Kinder. Zusätzlich bekam jede*r eine selbst gemixte Nussmischung zusammen mit einem kleinen Geschenk. Die Mädels freuten sich sehr über ihre Ohrringe und auch die Jungs waren mit ihrem Kakaopulver zufrieden.

Letztes Wochenende war dann ein ganz besonderes: mein erster Geburtstag weit weg von Zuhause! Da Sonntag war und damit die Kids in der Kirche, konnte ich am Vormittag in Ruhe mit meiner Familie telefonieren und das Paket von ihnen auspacken, welches uns mit Muffins, Geburtstagskerzen und einer Girlande einen festlichen Brunch mit richtiger Geburtstagsatmosphäre bescherte. Weil Pfingstsonntag war, gab es zum Mittag Reispâte mit Tomatensauce und Sojakäse, welchen wir zusammen mit den Kids genießen konnten. Dazu bekam jede*r ein Getränk von uns, was zur Festtagsstimmung beitrug. Am Nachmittag machten wir zusammen mit den Kindern „Arme Ritter“- wider Erwarten ein voller Erfolg! Danach sangen die Kids für mich ein Ständchen und ließen mich hochleben. Am Abend gingen wir dann mit unserem Mentor in einem Restaurant essen. Ein rundum gelungener Geburtstag also, den viele liebe Menschen mit vielen netten Wünschen zu einem für mich ganz besonderen gemacht haben und an den ich heute noch gern zurückdenke.

Mit der Energie dieses schönen Tages bin ich auch in diese Woche gestartet und freue mich auf die nächsten Tage, welche wohl auch nochmal ein wenig anstrengend werden. Ich versuche, optimistisch zu bleiben und nicht zu sehr ins Grübeln zu verfallen…

Bis bald und Odabo aus Benin!

Freitag, 27. Mai 2022

Vielen Dank!!!

 Hey Leute!


Lang ist's her, dass ich mich das letzte Mal aus Pobè gemeldet habe.
Ein Alltag hat sich nun mehr und mehr eingestellt und so vergingen die letzten Wochen ohne besondere Ereignisse.

Dennoch gibt es eine wunderbare Nachricht, die ich gern auch über diesen Weg an Euch weiterleiten möchte:

Seit einer Woche ist mein Eigenanteil für mein FSJ gedeckt.

Darüber bin ich wahnsinnig froh und unheimlich dankbar!!!
Dies wäre ohne großzügige Spenden allerdings nicht möglich gewesen und daher möchte ich hiermit noch einmal ganz offiziell Danke sagen, an alle Spender*Innen, Unterstützer*Innen und Interessierte, die mein Jahr hier in Pobè ermöglicht haben. Unter solch besonderen Umständen, die in Deutschland gerade vorherrschen, halte ich das nicht für selbstverständlich!

Aber es gibt noch eine weitere gute Nachricht:

Jede Spende, die nun noch dazukommt, fließt als Überschuss direkt vor Ort in ein Projekt, welches wir als Freiwillige zusammen mit den Mitarbeiter*Innen besprechen und realisieren dürfen.
Der Überschuss meiner Mitfreiwilligen konnte zum Beispiel bei der Finanzierung eines neuen Daches helfen. Eine gute Idee, wie die Mitarbeiter*Innen meinten, da das alte Dach Löcher hatte und starken Regenschauern nicht gut standhalten konnte.

Auch ich habe schon ein paar Ideen, was man mit dem Geld vom Überschuss machen könnte, unter anderem einen Ferienausflug mit den Kindern. Da dies aber natürlich auch stark von der Höhe des Überschusses abhängt, würde ich mich freuen, wenn noch ein wenig Geld zusammenkommt, um meine Ideen in die Realität umzusetzen.

Herzliche Grüße aus Benin!

Clara

Sparkasse Gera-Greiz
IBAN: DE03 8305 0000 0000 6521 64
BIC: HELADEF1GER

Verwendungszweck: Benin, Pobé, Clara

(Für eine Spendenquittung unbedingt eigenen Namen+ Adresse bzw. Mailadresse im Verwendungszweck angeben!)


Das alte Wellblechdach kommt runter

Erst einmal ganz ohne Dach...

...bis die schicken neuen Wellbleche auch gleich
installiert werden.







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Sonntag, 24. April 2022

Von Eichhörnchen, Webstühlen und gefüllten Osternestern

 

Hallo Leute!

Mir ist gerade aufgefallen, dass mein letzter Eintrag doch schon länger her ist, als ich gedacht hätte. Ich komme mir manchmal vor wie eine Schallplatte mit Sprung, aber es ist noch genauso wahr wie vor einem Monat: Die Zeit hier vergeht so schnell…

Der Monat März hat für uns und unsere Arbeit im Centre viele Veränderungen mit sich gebracht, von denen ich Euch im Folgenden gern erzählen möchte.

Zunächst haben wir Anfang März Fasching mit den Kids gefeiert. Dazu konnten wir Luftballons auf dem Markt kaufen und mit ihnen den Mangobaum auf dem Spielplatz schmücken. Dazu gab es Kinderschminken (das Eichhörnchen war als Motiv der absolute Renner😊) und Musik. Obwohl Sarah und ich die ganze Zeit mit Schminken beschäftigt waren, konnte ich die gute Stimmung unserer kleinen Faschingsparty sehr genießen. Am nächsten Tag starteten wir dann noch ein kleines Experiment, was erstaunlich lecker wurde: Kräbbel, eine Art Berliner aus dem Rheinland. Das Rezept kannte Sarah noch von Zuhause und ein wenig abgewandelt konnten wir den Kindern damit eine süße Freude bereiten- inklusive Spaß bei der Zubereitung!

 


Die Faschingsparty in vollem Gange
mit Bossé im Vordergrund


Spaß bei der Kräbbelzubereitung
mit Joséphine und Herman (hinten)

In den nächsten Tagen setzten wir uns dann mit dem Personal des Centres zusammen, um eine Art Wochenplan zu erstellen. Dieser sollte den Mitarbeiter*innen und uns dabei helfen, die schulische Betreuung der Kids besser zu planen. Zusammen sprachen wir Zeiträume ab, in denen die Kinder neben der Hausarbeit und Pausen frei fürs Lernen, aber auch Spielen sind. Am Anfang war es ziemlich schwierig, diesen Plan ins Rollen zu bekommen. Ich meine, versuche man sich vorzustellen, das Leben von so vielen Kindern auf die Stunde genau durchtakten zu müssen. Absolut unmöglich! Dazu können viel zu viele unerwartete Dinge passieren. Aber das war auch gar nicht unser aller Anspruch! Ich war erstmal sehr froh darüber, dass jeder vom Personal sowie auch wir Ideen einbringen konnten und gemeinsam eine Lösung gefunden wurde.

Seitdem machen wir in der Schulzeit jeden Abend (außer mittwochs) „lecon“, also quasi die Wiederholung des Unterrichtsstoffes für den darauffolgenden Tag. Weil an diesen beiden Tagen etwas mehr Zeit ist, lernen wir mit einigen Kindern am Mittwochnachmittag und Samstagmorgen Lesen und Schreiben, unsere sogenannte „étude“. Dazu haben wir die Kids je nach Lernstandniveau in vier Gruppen mit Tiernamen eingeteilt. Die Schnecken bilden den Anfang, danach folgen die Fische und Schmetterlinge und das Ende bilden die Eichhörnchen. Erst dachten wir, das wäre ein bisschen komisch, aber die Kinder finden ihre Tiere echt cool und es ist schon zu einer Art Identifikation für sie geworden. Besonders hilfreich ist bei der „étude“, dass wir sie unter dem Empfang entspannt und ohne viel Lärm drumherum machen können. Auch die Tafel vom Tischler in der Nähe, die uns am Anfang ein paar Schwierigkeiten bereitet hat (die Farbe hat nicht gehalten und man war nach jeder Stunde grün an den Händen), leistet uns nun gute Dienste. Damit das Ganze auch in einer ordentlichen Lernatmosphäre stattfinden kann, haben wir mit den Kids vor der Umsetzung des Wochenplanes noch Regeln für die „lecon“ und „étude“ aufgestellt, die jede*r gewissenhaft unterzeichnet hat😊.

Die Regeln werden gesammelt
und aufgeschrieben

Obwohl ich ja schon gesagt habe, dass so ein Plan natürlich nicht wirklich 100%ig eingehalten werden kann, freue ich mich sehr, dass sich im Alltag der Woche doch eine gewisse Routine eingestellt hat. Vor allem bin ich aber froh, dass die Kids die Lernzeiten auch als solche akzeptieren und (natürlich manchmal mehr und manchmal weniger) mit Spaß dabei sind.

Zeit für die erste "étude": Hier gerade mit den Eichhörnchen
(v.u.n.ob.: Bossè, Elysée und Christoph)

 

Fatima schreibt auf besagter Tafel

Diese Routine mussten wir vor den Osterferien allerdings noch einmal durchbrechen, weil wir unsere lang ersehnte Reise in den Norden antreten wollten. Da die Kinder in den Ferien die ganze Zeit im Centre verbringen, sind wir angehalten, unseren Urlaub in die Schulzeit zu legen. Das hatten wir auch alles schon einkalkuliert und so geplant, dass wir unsere Vorfreiwillige bei ihrem Praktikum dort oben besuchen konnten. Leider ging es Sarah dann durch eine Nasennebenhöhlenentzündung nicht gut und wir mussten die Reisevorbereitungen erstmal auf Eis legen. Aber wie heißt es so schön: Aufgeschoben ist ja nicht gleich aufgehoben…

Eine Woche später als geplant konnten wir gesund und munter in den Norden Benins starten. Unser erstes Ziel war Parakou, eine Universitätsstadt mit bewegter Nachtszene. Da wir gegen Spätnachmittag ankamen und am nächsten Tag gleich weiterwollten, hatten wir nicht allzu viel Zeit vor Ort. Dennoch nutzten wir die Gelegenheit, um den riesigen Markt zu bewundern oder durch die weitläufig asphaltierten Straßen zu laufen. Von Parakou aus ging es in das eine Stunde entfernte Dorf Goro, in welchem wir zwei Freiwillige einer anderen deutschen Entsendeorganisation (von den beiden Mädchen habe ich schon in meinem Post über das Zwischenseminar erzählt) besucht haben. Es war ganz anders, mal ein beninisches Dorf zu sehen, wenn man vorher immer nur die großen „Touristädte“ (Pobè mal ausgenommen) gesehen hat. Während unserer zwei Tage dort durften wir beim Töpfern und der Sojakäseherstellung zuschauen und einen nahegelegenen Berg besteigen. Das hat sehr viel Spaß gemacht, wenngleich die Mädels viel von einigen Problemen erzählten, mit denen sie in ihrer Einsatzstelle zu kämpfen haben. Das zu hören war schade, weil sie sich an sich dort sehr wohlfühlen, nur der Alltag halt immer wieder Schwierigkeiten mit sich bringt. 


In die erhitzte Sojamilch (wird aus der Masse von zuvor eingeweichten
und dann gemahlenen Sojabohnen ausgepresst) kommt Akassa(fermentierter Maisbrei)-Saft,
welcher als Lab dient

Als Nächstes fällt der Rohkäse aus

Dieser wird durch nochmal umgefüllt und ausgepresst.

Der Sojakäse wird geschnitten und dann frittiert. Aber auch in
der hier abgebildetetn Form kann man ihn schon essen😋

Töpfern von Hand als vererbtes Kunsthandwerk im Dorf

 
Wir mit Merle (l.) und Clara(r.) vor einer
wunderschönen Hügelkulisse

Unsere nächste Station war dann Natitingou im Nordwesten von Benin, welches wir mit dem Bus von Parakou aus in 5 Stunden erreicht hatten. Dort konnten wir bei einer anderen Freiwilligen unserer Entsendeorganisation unterkommen. Sie lebt ähnlich wie wir auf dem Hof ihrer Einsatzstelle, einem Webausbildungszentrum für junge Frauen. In den ersten Tagen ging es ihr leider nicht so gut und so spazierten wir allein durch die Stadt, erkundeten den Markt und besuchten die anderen zwei Freiwilligen in ihren Einsatzstellen, einer Grundschule und einem Schneiderinnenausbildungszentrum. Es war sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich wir alle dann doch leben und arbeiten!
Einen ganz besonderen Ausflug durften wir aber schon an unserem ersten Tag vor Ort unternehmen, als wir zu den nahe gelegenen Wasserfällen von Kota fuhren. Die Atmosphäre war sehr beruhigend und das Schwimmen im kühlen Wasser hat sehr viel Spaß gemacht. Allgemein fand ich die hügelige Landschaft von Natitingou sehr schön und war vor allem von der doch sehr modernen Infrastruktur (Supermärkte, asphaltierte Hauptstraßen, ein neues Marktgebäude, …) fasziniert- vor allem, weil Pobè dagegen doch eher dörflich wirkt. Aber auch wenn es viele Dinge gab, die ich bei den anderen Freiwilligen irgendwie „cooler“ fand, habe ich aus diesem Urlaub vor allem eines mitgenommen:
Auf den zweiten Blick ist dann doch gar nicht alles „besser“ (eh ein sehr limitiertes Wort zur Bewertung von so komplexen Zusammenhängen), sondern auch in den anderen Einsatzstellen hatte jede mit ihren Herausforderungen auf der Arbeit oder im Alltag zu kämpfen. Ich habe so gelernt, die Vorzüge meiner Einsatzstelle so mehr wertzuschätzen und zu akzeptieren, dass diese Herausforderungen einfach in unserem Dienst dazugehören und das Potenzial haben, an ihnen zu wachsen.


Sarah und ich winken unterm Wasserfall hervor👋


Aussicht von einem der Hügel in Natitingou

 

Auch ich durfte mal an den Webstuhl😄

 

Nun gehen heute die zweiwöchigen Osterferien der Kids zu Ende. Das ist natürlich auch hier immer ein wenig schade, wenn das Ausschlafen und Spielen in der Ferienzeit dem Alltag mit Frühaufstehen und Schulaufgaben weichen muss. Dennoch blicke ich mit Freude auf die Osterfeiertage zurück und bin sehr glücklich über den Spaß, den die Kids zusammen mit uns bei den geplanten Osteraktionen hatten. Am Donnerstag gab es zum Beispiel Schokoküchlein. Da wir im Centre keinen Ofen haben, garten wir den Teig über Wasserdampf- ähnlich wie Hefeklöße. Ich war sehr überrascht davon, wie gut das funktioniert hat und wie lecker die Küchlein am Ende waren!

 

Marie, Bossè, Joséphine, Charlotte, Sarah und
Alice (v.l.n.r.) beim Teig einfüllen

Unser improvisierter Ofen

Wie immer freue ich mich auch über Eure Fragen und hoffe, Ihr hattet alle schöne Osterfeiertage und einen guten Start in den Arbeitsalltag!

Ganz liebe Grüße aus Benin und Odabo!👋


Benin ade, ...

Hallo Leute! Nun ist es schon über einen Monat her, dass ich wieder zurück in Deutschland bin und ich kann sagen, es fühlt sich manchmal i...