Hallo Leute!
Nun ist es
schon über einen Monat her, dass ich wieder zurück in Deutschland bin und ich
kann sagen, es fühlt sich manchmal immer noch ziemlich seltsam an. Am 17.August
mussten wir den Kindern und unserer Maman Auf Wiedersehen sagen, ohne wirklich
zu wissen: Werden wir uns überhaupt jemals wiedersehen? Die Erinnerung
verschwimmt mit jedem Tag, den ich länger hier verbringe und in Momenten der
Melancholie macht mir das schon ein wenig Angst; war doch bis vor einigen Wochen
mein Alltag noch ein ganz anderer. Viel zu schnell habe ich mich schon an Dinge
gewöhnt, nehme sie wieder wie zuvor für selbstverständlich. Ich glaube, das ist
irgendwo „normal“, verbrachte ich schließlich 18 Jahre meines Lebens in diesem
Land. Trotzdem ist es doch verwunderlich, wie schnell Körper und Geist sich
wieder ummodellieren.
Ein bisschen so, wie bei einer DVD…Ein Jahr lang habe ich mal den Film
gewechselt und schaue nun wieder den alt Bekannten an. Versteht mich nicht
falsch; der ist auch wunderbar! In ihm kommen meine Familie sowie alte Freunde
und Freundinnen vor, die ich nach langer Zeit wieder in den Arm nehmen durfte.
Neue Begegnungen spielen auch eine wichtige Rolle, die meinen Alltag hier nicht
langweilig werden lassen. Doch in Momenten der Ruhe und des Innehaltens tauchen
immer wieder Bilder der erstmal zur Seite gelegten DVD auf. Sie erinnern mich
an Maman mit ihrem leckeren Essen, die Kinder, die mich jeden Tag neu
herausgefordert haben, an meine Mitfreiwillige, die mir wahnsinnig fehlt und
auch scheinbar banale Dinge wie die Hitze, die vor Ort manchmal absolut
unerträglich war, mir aber definitiv positiver in Erinnerung ist als das
Frieren hier in Deutschland😊.
Sarah hat Geburtstag und wird von Ornella (Mitte) geschminkt,
Joséphine (v.l.) und Christoph(h.l.) schauen gespannt zuBossé (v.) und Faidath dürfen sich wie alle anderen
in unseren Büchern verewigen
Die letzten
Wochen in Pobè waren nochmal ziemlich intensiv, rückte der Abschied doch immer
näher. Das merkten wohl auch die Kinder. Immer öfter wurden wir nach unserem
Ausreisedatum von ihnen gefragt. Wir versuchten noch so viel wie möglich von
Benin mitzunehmen. Das war nicht unbedingt mit wenig Stress verbunden, da wir
noch alle möglichen Leute besuchten, gleichzeitig aber auch mit den Kindern
bastelten, Origami falteten oder Perlenarmbänder fädelten. Am 17.August war
dann der Tag unserer Ausreise gekommen. Einen Tag zuvor wurden wir von allen
Angestellten des Zentrums offiziell verabschiedet. Wir bekamen Urkunden und die
Kinder sangen für uns, ein letztes Mal. War sie doch sehr offiziell, bewegte
mich diese Veranstaltung schon sehr. Vor allem die Urkunde war für mich ein
großes Kompliment. Die Arbeit mit den Kindern war nicht immer leicht und es
fühlt sich schön an, dass ich nun auch offiziell weiß, dass der Stress sich
doch gelohnt hat!
In der Nacht auf den 17. übernachteten wir zusammen im Zimmer der Mädchen, war
die Beziehung über das Jahr mit ihnen doch eng geworden. Am Tag des Abschieds selbst
gab es viele Tränen. Es war wirklich hart, vom Hof wegzufahren und durch
tränende Augen Pobè durch die Autoscheibe vorbeiziehen zu sehen. Ich war
heilfroh, dass Sarah neben mir saß und Maman unsere Hand hielt. Wir fuhren zu
Mémé in Cotonou, um dort um 4h morgens den Flieger nach Casablanca zu nehmen.
Am Flughafen verabschiedeten wir uns von Maman, die uns versicherte, wir würden
spätestens für ein Praktikum wiederkommen. Dieses ganze Tschüss sagen war schon
schwer, aber auch hier trat ich in eine andere Welt ein, als wir das Gepäck auf
das Band gaben und uns für den Flug eincheckten.
Offizielle Verabschiedung mit unserem
Mentor (l.) und Mémé an unserer SeiteDie Schnecken freuen sich über ihre Abschlussdiplome
v.l.n.r.: Fatima, Timothée, Farouk und Christine
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Letzte große Bastelaktion: Malen nach Zahlen |
Ja, wie zwei
Welten, die nebeneinander existieren… Da dachten viele Mitfreiwillige ähnlich,
als wir uns zu unserem Nachbereitungsseminar Anfang September wiedersahen. Ich
glaube, wir waren zu dem Zeitpunkt alle wieder irgendwie in Deutschland
„angekommen“, stießen dabei aber auch auf Probleme. Somit taten mir die Tage vor
Ort in Gera nochmal extrem gut!
Zwar war ich mit meiner Mitfreiwilligen zusammen angekommen und blieb auch eine
Nacht bei ihrer Familie, war danach aber ein bisschen auf mich allein gestellt.
Das war einerseits gut, da ich so meine ganz eigene Ankunft finden konnte.
Andererseits war es aber auch extrem seltsam, da ich ein Jahr lang fast nur im
Team gearbeitet hatte. Darüber konnte ich gut mit den anderen reden, die in
ihrer Zeit Ähnliches erlebt hatten. Während der vier Tage Seminar wurde heiß
über spannende Themen wie Privilegien oder Kritik am Freiwilligendienst
diskutiert. Zusammen warfen wir außerdem einen Blick in die Zukunft und
sprachen darüber, wie wir uns auch in Zukunft in der Entwicklungszusammenarbeit
engagieren könnten. Vor allem blieb aber viel Zeit zum Austausch. Ich erfuhr
von einigen was über ihre Zukunftspläne und redete über Themen, die während des
Freiwilligendienstes aufgekommen waren. Es war krass, wie sehr uns unser FSJ,
so unterschiedlich es auch für jede*n gewesen sein mochte, wie ein roter Faden
bei unseren Gesprächen verband! Ich glaube, das wird uns immer miteinander
verknüpfen und der Gedanke an diese Gemeinschaft gibt mir Mut und spendet Trost,
vor allem in solchen Momenten der Melancholie.
Auf unserem letzten Roadtrip durch Benin Fotoshooting mit den Kids: Bossé, Ruth,
Jonas, Maridiath und Fawaz (v.l.n.r.)Fawaz hat ganz viel Spaß dabei, meine
Brille aufzusetzen und Deborah (r.) möchte auch mal
So, nun bleibt ja nur noch eine Frage offen: Wie geht es jetzt mit mir weiter? Ich wollte diesen Bericht vor allem schreiben, um mit all den Erinnerungen nochmal auf dem schriftlichen Weg einen positiven Abschluss zu finden. Doch natürlich möchte ich Euch nicht vorenthalten, wohin es mich nun verschlägt. Zurzeit bin ich noch in meiner Heimatstadt Rostock und mache hier sozusagen ein halbes Jahr „Pause“, bis ich im April mein Studium im Bereich der Internationalen Sozialen Arbeit in einer anderen Stadt beginnen möchte. Wer mich besser kennt weiß, dass „Pause“ machen nicht wirklich mein Ding ist, weshalb ich seit einer Woche nun in einem Restaurant arbeite, um ein wenig Geld für später zu verdienen. Die Arbeit ist zwar stressig, macht mir aber sehr Spaß! Nebenbei möchte ich in ein paar Wochen ein Praktikum bei einem Verein beginnen, der Kinder bis zur 6.Klasse für entwicklungspolitische Themen sensibilisiert. Ich hoffe sehr, ich kann dort mit meinen Erfahrungen etwas beitragen und bin schon gespannt, wie die Arbeit sein wird!
Seltsam: Ganz leer, das Zimmer, ohne unsere Sachen... Ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk von den Kindern:
Thomas (Mitte) hatte den Filter auf meinem Handy entdeckt😆
Zum
Abschluss möchte ich mich aber noch einmal in aller Form bei allen Leserinnen
und Lesern bedanken, die so fleißig meine Blogeinträge verfolgt haben. Es hat
mir wirklich Spaß gemacht, von meinem Jahr zu berichten!
Ich hoffe natürlich sehr, es geht Euch allen gut. Kommt gesund und munter durch
Herbst und Winter!💓
Alles Liebe diesmal aus Deutschland,
Clara
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