Hallo Leute!
Mein letzter Bericht vom Anfang des Jahres ist ja nun schon wieder einige Zeit her, in der wieder eine Menge Aufregendes passiert ist, von dem ich Euch im Folgenden gern ein wenig erzählen möchte.
Es ist Sonntagmorgen und ich sitze gerade auf unserer natte (einer Art Strohmatte) unter der Wäscheleine- leider nur im Halbschatten, weshalb ich jetzt schon ziemlich schwitze. Allgemein ist es in den letzten Tagen um die Mittagszeit immer recht heiß, was dann schon ziemlich anstrengend werden kann. Allerdings hat es am Mittwoch auch das erste Mal geregnet und heute weht ein kühlender Wind. Die Regenzeit beginnt laut Wikipedia erst Ende April, aber die Leute vor Ort haben uns erklärt, dass das schon seit einigen Jahren wegen des Klimawandels nicht mehr so klar vorhersehbar ist. Außerdem sagte man uns, dass einzelne Regengüsse in der Trockenzeit eine gute Ernte ankündigen würden. Das hoffen wir auch, denn auf unserem Hof beginnen die Mangobäume zu sprießen und die Avocados sollen ab April reif sein😊.
Nun geht der kurze Februarmonat morgen schon wieder zu Ende und ist mit seinen wenigen Wochen dann doch sehr schnell vorbei gewesen. Das sorgt dafür, dass sich die Ereignisse dann schon ziemlich verdichten, was es nicht gerade leichter macht, sich an alles exakt zu erinnern…
Der Monat begann ziemlich stressig, weshalb ich froh war, vor unserem Zwischenseminar nochmal mit Sarah in Porto-Novo zu verbringen. Wenngleich man mit dem Wort „Stadt“ nicht gerade Ruhe assoziiert, fand ich es wahnsinnig entspannend, mal einen Tapetenwechsel vorzunehmen. Wir waren viel auf dem Markt, kosteten neue Dinge und besichtigten die Stadt. Übernachten konnten wir im Hotel vom Centre Songhai, einem ökologischen Landwirtschaftsprojekt mitten in der Stadt, welches mit Pool sehr luxuriös ausgestattet war.
Unser erstes Frühstück: Venzou (weiße Bohnen) mit Baguette, Sojakäse, Ananas und Melone |
Das Hotelzimmer |
Auf der Zem im abendlichen Licht von Porto-Novo |
Vom 15. bis zum 20.02. waren wir dann in Dassa-Zoumé, einer Stadt im südlichen Zentrum von Benin. Es ist umgeben von einer wunderschönen Hügellandschaft und somit auch die Hauptstadt des Départements der „Collines“ („Hügel“ auf Französisch). Dort hatten wir unser besagtes Zwischenseminar mit Sarah und Saskia, zwei ehemaligen Freiwilligen und teilweise Mitarbeiterinnen unserer Entsendeorganisation „Kinderhilfe Westafrika e.V.“. Obwohl das Seminar erst im Norden stattfinden sollte und ich mich schon sehr auf die Freiwilligen dort oben gefreut hatte, war ich schlussendlich froh über Dassa. Der Weg war nicht so weit (ca. 3 Stunden Busfahrt) und der Seminarort war echt schön. Saskia und Sarah hatten auf Google Maps kurzfristig eine ökologische Farm etwas außerhalb der Stadt gefunden, welche Touristen Verpflegung und Unterbringung anbietet.
In den Tagen vor Ort konnte ich die Ruhe in der idyllischen Atmosphäre sehr genießen, zumal der Alltag in den Wochen davor in unserer Einsatzstelle doch sehr anstrengend wurde. Vor allem genoss ich aber den Austausch mit den anderen Freiwilligen und lernte zwei Mädels einer anderen Entsendeorganisation kennen, welche an unserem Seminar teilnahmen. Es war sehr spannend, von den Erfahrungen und Erlebnissen der anderen zu erfahren und gleichzeitig zu erkennen, dass es bei allen an ähnlichen Stellen nicht so rund läuft. Auch wenn das komisch klingen mag, beruhigte mich das eher, als das es mir Angst machte. Denn manchmal kann es schon sein, dass man das Gefühl hat, man sei die Einzige, die Probleme hat. So konnten wir uns aber alle gut gegenseitig verstehen, uns Tipps geben und uns so gegenseitig motivieren, neue Dinge auszuprobieren und den Blickwinkel auf einige Gegebenheiten zu ändern. Neben den Unterhaltungen gab es noch einmal neuen Input zu Themen wie Konfliktbewältigung, Religion in Benin und Globales Lernen. Nebenbei hatten wir auch Zeit, uns über Projektideen für die nächste Hälfte unseres Jahres hier Gedanken zu machen. Der Teil hat mir besonders Spaß gemacht, weil ich hier nochmal einiges an Motivation für die nächsten Monate sammeln konnte. An einem Tag besuchten wir mit einem guide auch die collines. Der Aufstieg war ein wenig anstrengend, aber die Aussicht umso schöner.
Projektideen sammeln mit Merle, Selma, Mariama und Béatrice (v.l.n.r.) |
Weiter Blick über die Collines |
Alles in allem konnte ich die Seminarzeit gut zum Ausspannen und Reflektieren
der letzten Monate nutzen. In der Zeit davor gab es wirklich einige Dinge, die
nicht ganz einfach für mich waren und die mich viel Grübeln lassen haben. Dies
ließ mich ein wenig in meinen Handlungen verkrampfen, weshalb mein Fazit nach
dem Seminar lautete, alles ein wenig entspannter angehen zu lassen.
Dies war in dieser Woche ein wenig leichter gesagt als getan, da die Kids Ferien hatten und unsere Vorfreiwillige Blia zu Besuch in Benin war. Da ich in der Seminarwoche nicht gerade viel Schlaf abgekriegt hatte, forderte mein Körper nun natürlich die verpasste Siesta wieder ein. Das sorgte dafür, dass ich nicht immer so hundertprozentig fit war…Dennoch genoss ich die Zeit mit Blia sehr. Mit ihr konnten wir uns viel über die Erfahrungen während ihres Jahres hier austauschen. Dabei gab sie uns viele nützliche Tipps und Anregungen zu Projekten, die man mit den Kindern realisieren könnte. Während der Woche hieß es dann neben einigen Hausaufgaben viel spielen, malen und lesen. An ihrem letzten Abend gab es am Freitag gegrillte Marshmallows, die die Kids sehr lecker fanden (auch wenn hier und da mal einer gern auch kurz brannte😊).
Leckere Marshmallows überm Lagerfeuer grillen |
Posieren darf dabei nicht fehlen: (v.l..n.r.) Alice, Charlotte, Sylvain und Sarah |
Bon travail: (v.l.n.r.) Sylvain, Odile, Bossé, Maridiath, Faidath und Bossé lösen Sarahs Mèches (Kunsthaar fürs Zöpfeflechten) |
Von Mittwochabend bis Freitagmorgen kam zusätzlich noch Sarah zum Einsatzstellenbesuch bei uns vorbei. Nach einem längeren Regenguss folgte auf ihre Ankunft eine Versammlung mit dem Gründerehepaar und allen Mitarbeiter*innen der NGO. Das Haus war nun also ziemlich voll, was nicht gerade Entspannungsmöglichkeiten schuf, aber auch aufregend war…Am nächsten Tag führte Sarah viele administrative Gespräche mit den Angestellten, während wir mit den Kindern spielten. Vor ihrer Abfahrt am Freitagmorgen gab es dann aber nochmal eine Besprechung, an der wir teilnehmen konnten. Bei dieser stellten wir unsere Ideen zur Verbesserung der schulischen Ausbildung der Kinder vor. Diese betreffen vor allem das Lesen und Schreiben, auf das wir uns nun vorrangig konzentrieren möchten. Um das besser umsetzen zu können, ist viel Planung mit allen Mitarbeiter*innen nötig. Das gehen wir dann zusammen ab morgen an, wenn die Kids wieder in der Schule sind.
È Ku’iche oder bon travail ! (übersetzt so viel wie „Frohes Arbeiten!“) also an alle Beteiligten!