Dienstag, 5. Oktober 2021

Von Visumchaos, Badputzen und Kirchgängen- meine erste Woche in Benin

Hallo Leute! 

Nun ist es schon ein wenig her, dass ich meinen letzten Post verfasst habe und seitdem ist noch so einiges passiert, von dem ich Euch gern im Folgenden ein kleines Update geben möchte. Diejenigen, die den letzten Text aufmerksam verfolgt haben, erinnern sich bestimmt noch an dessen Ende… 

Nach einer aufregenden Reise waren wir nun also heil, leicht überfordert und wahnsinnig müde in unsere Betten gefallen. Und wie ich es mir schon gedacht hatte: Am folgenden Morgen sah die Welt schon wieder ganz anders aus! Mein Tag begann mit einer wirklich sehr erfrischenden Eimerdusche, die sich wesentlich unkomplizierter herausstellte als ich dachte. Leider hielt der kühlende Effekt nicht lang an, da ich nach dem Frühstück schon wieder schwitzend mit den anderen Freiwilligen Victor auf dem Weg zum Chef unseres Viertels Danto folgte. Dieser gab uns einen wichtigen Zettel, mit welchem wir uns auf den Weg nach Cotonou machten, um dort unser Visum zu beantragen. Dies stellte sich leider als nicht sehr erfolgreich heraus; die Gründe dafür verstanden wir leider auch nicht so ganz. 😊

Schlafzimmer von Selma, Jola und mir (inklusive Kofferchaos😂 )

Blick von Victors Haus auf die andere Straßenseite

Die Vorderseite des Hauses mit Balkon

Unser tägliches Frühstück: Zitronengrastee, Milch-/ Kakaopulver, Brot, Mayonnaise und Rührei


Nun hieß es also ab zurück in den heißen MEVE-Bus nach Porto-Novo. Die Fahrt war sehr stickig und an einiger Stelle ziemlich huckelig. Aber auch sehr interessant, da die Sekretärin Chimène uns viele Dinge zum Thema Hupen, Handeln, Sprachen und beninischer Alltag erklärte. Doch diese sind noch so vielfältig und außerdem weiß ich auch nicht genug darüber, sodass ich davon lieber peu à peu in meinen späteren Posts berichten möchte. Nach einem ausgiebigen Mittagessen und einer hier anscheinend üblichen kleinen Siesta, über die wir wegen der Hitze sehr froh waren, ging es am Nachmittag an das Internetproblem und nach langer Diskussion mit vielen Missverständnissen waren fast alle wieder mit der Außenwelt durch 11,8 GB pro Monat connected. 😊

Am nächsten Tag lernten wir dann die Mädels vom Ausbildungszentrum „Centre Esther“ kennen, die uns mit lautem Tanz und Gesang begeistert empfingen. Sie waren vor allem ganz aufgeregt, meine Mitfreiwillige Emma begrüßen zu können, welche Ihr Jahr dort verbringen würde.

Die Mädels vom Centre und wir Freiwilligen

Von den Mädels zubereitete Gâteaux...

...,die Emma (und wir alle) dann auch probieren durften.


Am Donnerstag ging es dann nochmal nach Cotonou ins Migrationszentrum, da der Pastor ein paar Kontakte nutzen konnte, um den Vorgang unseres Visums zu beschleunigen. Mit dem Versprechen im Gepäck, das Visum Anfang folgender Woche zu erhalten, machten wir noch einen kurzen Abstecher in die deutsche Botschaft. Dort gaben uns zwei Mitarbeiterinnen nützliche Tipps für das beninische Alltagsleben. Das alles sitzend in einem Präsentationsraum, der mich durch seinen deutschen Look kurz vergessen ließ, dass wir gar nicht mehr in Deutschland waren. 😊

Wieder in Porto-Novo angekommen, besprach der Pastor (aus Respekt von den Jüngeren „Papa“ genannt) mit uns den Seminarplan, der am nächsten Tag in die Tat umgesetzt werden sollte. Auch wenn dieser auf dem Papier sehr eng gestrickt schien, lernten wir schnell, dass beninische Pläne sich einfach anders gestalten als deutsche. Trotz einiger Verspätungen (auch unsererseits), war das Seminar oft wirklich interessant. Unter anderem sprachen wir nämlich über Themen wie touristische Ziele Benins, Gefahrenzonen, lernten etwas über die Kinderrechte und die letzten Reformen des aktuellen Präsidenten Talon und sprachen über die Rolle der Frau in Benin und das Familienbild. Obwohl wir auch über sehr wichtige Sachen wie Malaria- und Covid-Prävention erfuhren, war für mich vor allem letzteres am spannendsten, da wir hier mit Victor auch über die kulturellen Unterschiede zwischen Benin und Deutschland diskutieren konnten. Während dieser Zeit wurden wir wahnsinnig gut bekocht, lernten die Nachbarskinder bei lustigen Spielen kennen und erfuhren, wie Handwäsche, das Badputzen sowie der Abwasch hier funktionierten.

Marktbesuch in Porto-Novo

Theorie beim Waschtag gleich in die Praxis umgesetzt:)

Der letzte Abend mit zusammen zubereitetem Pâte rouge (würziger Maisbrei) mit Jus (scharfe Sauce)

Frische Orangen🍊 und Ananas 🍍 vom Markt


Den Höhepunkt unserer Vorbereitung bildete die ca. 3stündige Sonntagsmesse, bei der ein Haufen sehr hübsch gekleideter Beniner tanzten, klatschten, der halb geschrienen Predigt lauschten und durcheinander beteten. Von dieser Lebendigkeit leicht überrumpelt, saßen wir dazwischen und versuchten, im Tanzen irgendwie mitzuhalten. Das Bild muss sehr lustig gewesen sein, weshalb ich zur Beschreibung gern den Ausdruck von einer meiner Mitfreiwilligen benutzen möchte: „unkoordinierte Deutsche“.


Am Dienstagmorgen erhielten wir dann endlich unser Visum. Nun hieß es Abschied voneinander nehmen, da wir uns nun in unsere Einsatzstellen verteilen würden. Und das mit einem tränenden Auge, aber auch mit einem lachenden, da wir uns alle darauf freuten, uns endlich einrichten zu können und anzukommen. Wir setzten also Jola in Cotonou ab und übergaben Selma, Mariama und Béatrice an Rénée, der sie am nächsten Tag nach Nati(tingou) bringen sollte. Sarah und ich verabschiedeten uns von Salomé und Emma, die in Porto blieben, und stiegen in das Auto nach Pobè. (Doch zu meinen ersten Eindrücken von dieser Stadt sowie den Kindern im Waisenhaus im folgenden Post mehr😊).

Abschied nehmen von den Nati-Freiwilligen

Auf dem Rückweg nach Porto-Novo...

...Noch ein paar Kokosnüsse schlürfen(kontroverse Meinung, aber das Innere ist deutlich besser😋) 

Was festzuhalten ist, das ist eine Woche voller neuer Eindrücke, auch wenn gepaart von einigen wenigen Kränkeleien. Dinge, an die es sich auf den ersten Blick nicht so leicht gewöhnen lässt, wie die Lautstärke, die einfacheren Lebensumstände in puncto Küche und Bad und der Anblick von herumliegendem Müll (es gibt hier nur kostenpflichtige und deutlich weniger Müllabfuhren). Doch auch vor allem herzliche, respektvolle Menschen, die man mit Ihrer ansteckenden Fröhlichkeit gern ins Herz schließt.

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