Mittwoch, 22. September 2021

Stichtag

 "Du fährst nach Berlin? " , "Ich habe da mal neulich etwas zum Thema...gelesen...", "Du wirst dort bestimmt viele schöne Erfahrungen sammeln ", "Ist das da nicht so, dass dort...?"

In der letzten Zeit vor meiner Abreise wurde ich unter anderem mit diesen Sätzen konfrontiert. Sorgen, Ängste, Ratschläge, aber auch nette Wünsche und viel Support von Menschen, die von meinem Projekt erfuhren. Vor allem, als ich in der letzten Woche den 7. und 8. Klassen meiner ehemaligen Schule von meinem FSJ erzählte, wurde mir zum ersten Mal wirklich deutlich bewusst, dass ich mich nun für ein Jahr in etwas Unbekanntes, ja man kann sagen in ein Abenteuer stürzen würde; Ausgang erstmal unklar.

Was Beginn anging, startete meine Reise schon am Sonntag in Berlin. Dort übernachteten eine Mitfreiwillige und ich bei einer Bekannten meiner Entsendeorganisation. Der Abschied von meiner Familie, die mich dort hinfuhr, ist mir schon sehr schwer gefallen, aber ich freute mich auch schon auf die Zeit! Die Nacht zum 13.09. wurde dann doch ziemlich kurz, vor allem weil wir dann 4h15 ein Taxi zum Flughafen nehmen mussten. Obwohl ich sehr müde war und schon seit dem Abend ein wenig mit Magenproblemen zu kämpfen hatte, fand ich meine erste Taxifahrt meines Lebens schon ganz aufregend. Heil angekommen am riesigen, neuen Berliner Flughafen ging es nun in den Check-In und die Security, was alles erstaunlich glatt lief. Nun hieß es ein wenig warten auf den ersten Flug nach Brüssel, schon etwas entspannter ohne die ganzen Koffer:)


Angekommen am Berliner Flughafen

 
Warten am Berliner Flughafen

 

Der Flug nach Brüssel lief dann relativ ereignislos ab. Das erste, was ich wieder hörte, war dann wieder die Stimme des Piloten: "We will arrive in 15 minutes in Brussels; Temperature: 11 °C" Das würde bestimmt noch anders werden 😅

 

Am noch riesigeren Flughafen trafen wir dann auf die anderen aus Frankfurt gestarteten  Freiwilligen. Im Anschluss hieß es wieder warten und ein bisschen darüber quatschen, was vielleicht vergessen wurde oder wie die letzten Wochen so vergangen sind. Als Nächstes ging es dann in den Flieger nach Cotonou über Abidjan, der Haupstadt der Elfenbeinküste. Das Flugzeug dorthin war schon deutlich größer mit zwei Gängen, Business-Class und Bildschirmen an den Sitzen. Diese wurden von uns eher weniger genutzt, weil wir alle die meiste Zeit eher versuchten, in den nicht gerade rückenschonenden Sitzen eine Position zu finden, in der man halbwegs schlafen konnte. Das Essen war eher mäßig, aber das lag auch ein wenig an meinem Magen, bei dem sich irgendwie nicht ganz bestimmen ließ, ob es am Stress, der Reise oder der Malariaprophylaxe lag 🥴

 

Blick von meinem Platz

Das große Flugzeug von innen

Auf dem Weg nach Cotonou
Das große Flugzeug von außen

 

Als wir den Zwischenstopp in Abidjan einlegten, war das erste, was ich sah Palmen und Wasser; das war schon etwas besonderes für ein Kind der norddeutschen Küste;) Dort gelandet, stiegen viele der Fluggäste aus und während der halben Stunde technischer Pause probierten wir mal aus Spaß die Sitze der Premium Economy-Class aus, was sich als himmelweiter Unterschied im Hinblick auf Platz und Gemütlichkeit für uns herausstellte. Aber jetzt hatten wir es ja fast geschafft und mussten es nur noch weniger als 1h bis nach Cotonou aushalten. Dort schlug uns als aller erstes die feuchtwarme Abendhitze entgegen, die uns schnell auch unter den Masken schwitzen ließ. Vom Flugzeug ging es gleich rein in den Bus, der uns zu einem Zelt auf dem Flugplatz fuhr, wo die PCR-Tests durchgeführt wurden. Vor dem Zelt begrüßte uns eine Frau mit für mich sehr schöner und farbenfroher Kleidung und während wir minimal warteten, lief rhytmische, sehr entspannende Musik. Allgemein fand ich die Atmosphäre vor Ort irgendwie anders, als ich es in den deutschen Testzentren erlebt hatte. Damit meine ich weder besser, noch schlechter, sondern einfach anders:) Die Testresultate haben wir bis heute noch nicht erhalten, aber das wird anscheinend noch in Erfahrung gebracht! 

Bei Sonnenuntergang ging es dann zur Passkontrolle und zum Kofferband. Was neu beim ersten war: Eine Kamera, in die wir hineinschauen und ein Scanner, über den wir beide Hände streichen mussten. Und das hatten wir alle nicht auf Anhieb verstanden; unter anderem, weil wir müde waren und viele Menschen gleichzeitig etwas von uns auf Französisch wollten🤣

Am Ausgang des Flughafens angekommen und nun also mit Gepäck in beiden Händen, mussten wir nur noch Pastor Victor finden. Dieser verspätete sich zwar ein wenig aufgrund eines Missverständnisses mit der Uhrzeit, begrüßte uns aber ganz herzlich in seinem Land. (Foto)

Der weiße Peugeot-Bus seiner ONG "MEVE(Maison pour l'evangelisation et la vie eternelle)" zusammen mit einem Mann, den sie alle "chauffeur" nennen, halfen uns, alle Gepäckstücke zu transportieren und es ging nach Porto-Novo in ein Haus vom Pastor, einer Nebenstelle für Alphabetisierung von Mädchen neben dem Centre Esther, welches er auch leitet. Auf der ca. einstündigen Fahrt sind so viele Eindrücke auf mich eingeprasselt, dass ich das gar nicht alles aufschreiben kann und auch nicht möchte, weil ich es schwierig finde, Dinge nur mithilfe des ersten Blickes zu beurteilen. Was neu war, das waren Gerüche, die Straßen, Geräusche und auch der Verkehr. Doch der richtige Kulturschock (bzw. eher der erste von vielen) kam, als wir aus dem Auto stiegen und uns fragten, was wir hier eigentlich gerade machten.

 

 

Abends in Cotonou.
Auf dem Foto sieht es aber heller aus als es in Wirklichkeit war;)

Auf dem Super U-Parkplatz in Cotonou
Deutlich dunkler (das geht hier sehr schnell) und inklusive Palme:)

Doch mit dem Gedanken im Kopf, dass die Welt morgen bestimmt schon wieder ganz anders aussehen würde, zeigte der Pastor uns zunächst einmal unsere Zimmer, samt Eimerdusche(dazu sicher noch einmal mehr), Toilette und gefiltertem Wasser, was mir nach einigen Schlucken wirklich sogar teilweise besser als zu Hause schmeckte. Dann gab es noch Essen (Nudeln mit Gemüse), welches sich in den nächsten Tagen auch nicht als komplett unbekannt für uns herausstellen sollte:)

Als nächstes erklärte uns Pastor Victor noch kurz den morgigen Tagesablauf, dem wir alle aufgrund unserer Müdigkeit nicht mehr mit 100%iger Aufmerksamkeit folgen konnten. Auf jeden Fall ging es um das Visum und so formelle Angelegenheiten, die in den folgenden Tagen noch geklärt werden müssen. Dann ging es aber so um Mitternacht ins Bett und zwar heiß, aber nicht gerade ungemütlich verbrachte ich meine erste siebenstündige Nacht unter einem Moskitonetz🥳

Also, alles in allem, ein sehr ereignisreicher Tag mit viel Müdigkeit, auf den erstmal sehr viele folgen werden. Jetzt heißt es aber: Bonne nuit und bis bald!

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