Hallo Leute!
Mir ist gerade aufgefallen, dass mein letzter Eintrag doch schon länger her ist, als ich gedacht hätte. Ich komme mir manchmal vor wie eine Schallplatte mit Sprung, aber es ist noch genauso wahr wie vor einem Monat: Die Zeit hier vergeht so schnell…
Der Monat März hat für uns und unsere Arbeit im Centre viele Veränderungen mit sich gebracht, von denen ich Euch im Folgenden gern erzählen möchte.
Zunächst haben wir Anfang März Fasching mit den Kids gefeiert. Dazu konnten wir Luftballons auf dem Markt kaufen und mit ihnen den Mangobaum auf dem Spielplatz schmücken. Dazu gab es Kinderschminken (das Eichhörnchen war als Motiv der absolute Renner😊) und Musik. Obwohl Sarah und ich die ganze Zeit mit Schminken beschäftigt waren, konnte ich die gute Stimmung unserer kleinen Faschingsparty sehr genießen. Am nächsten Tag starteten wir dann noch ein kleines Experiment, was erstaunlich lecker wurde: Kräbbel, eine Art Berliner aus dem Rheinland. Das Rezept kannte Sarah noch von Zuhause und ein wenig abgewandelt konnten wir den Kindern damit eine süße Freude bereiten- inklusive Spaß bei der Zubereitung!
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Die Faschingsparty in vollem Gange mit Bossé im Vordergrund |
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Spaß bei der Kräbbelzubereitung mit Joséphine und Herman (hinten) |
In den nächsten Tagen setzten wir uns dann mit dem Personal des Centres zusammen, um eine Art Wochenplan zu erstellen. Dieser sollte den Mitarbeiter*innen und uns dabei helfen, die schulische Betreuung der Kids besser zu planen. Zusammen sprachen wir Zeiträume ab, in denen die Kinder neben der Hausarbeit und Pausen frei fürs Lernen, aber auch Spielen sind. Am Anfang war es ziemlich schwierig, diesen Plan ins Rollen zu bekommen. Ich meine, versuche man sich vorzustellen, das Leben von so vielen Kindern auf die Stunde genau durchtakten zu müssen. Absolut unmöglich! Dazu können viel zu viele unerwartete Dinge passieren. Aber das war auch gar nicht unser aller Anspruch! Ich war erstmal sehr froh darüber, dass jeder vom Personal sowie auch wir Ideen einbringen konnten und gemeinsam eine Lösung gefunden wurde.
Seitdem machen wir in der Schulzeit jeden Abend (außer mittwochs) „lecon“, also quasi die Wiederholung des Unterrichtsstoffes für den darauffolgenden Tag. Weil an diesen beiden Tagen etwas mehr Zeit ist, lernen wir mit einigen Kindern am Mittwochnachmittag und Samstagmorgen Lesen und Schreiben, unsere sogenannte „étude“. Dazu haben wir die Kids je nach Lernstandniveau in vier Gruppen mit Tiernamen eingeteilt. Die Schnecken bilden den Anfang, danach folgen die Fische und Schmetterlinge und das Ende bilden die Eichhörnchen. Erst dachten wir, das wäre ein bisschen komisch, aber die Kinder finden ihre Tiere echt cool und es ist schon zu einer Art Identifikation für sie geworden. Besonders hilfreich ist bei der „étude“, dass wir sie unter dem Empfang entspannt und ohne viel Lärm drumherum machen können. Auch die Tafel vom Tischler in der Nähe, die uns am Anfang ein paar Schwierigkeiten bereitet hat (die Farbe hat nicht gehalten und man war nach jeder Stunde grün an den Händen), leistet uns nun gute Dienste. Damit das Ganze auch in einer ordentlichen Lernatmosphäre stattfinden kann, haben wir mit den Kids vor der Umsetzung des Wochenplanes noch Regeln für die „lecon“ und „étude“ aufgestellt, die jede*r gewissenhaft unterzeichnet hat😊.
Obwohl ich ja schon gesagt habe, dass so ein Plan natürlich nicht wirklich 100%ig eingehalten werden kann, freue ich mich sehr, dass sich im Alltag der Woche doch eine gewisse Routine eingestellt hat. Vor allem bin ich aber froh, dass die Kids die Lernzeiten auch als solche akzeptieren und (natürlich manchmal mehr und manchmal weniger) mit Spaß dabei sind.
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Zeit für die erste "étude": Hier gerade mit den Eichhörnchen (v.u.n.ob.: Bossè, Elysée und Christoph) |
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Fatima schreibt auf besagter Tafel |
Diese Routine mussten wir vor den Osterferien allerdings noch einmal durchbrechen, weil wir unsere lang ersehnte Reise in den Norden antreten wollten. Da die Kinder in den Ferien die ganze Zeit im Centre verbringen, sind wir angehalten, unseren Urlaub in die Schulzeit zu legen. Das hatten wir auch alles schon einkalkuliert und so geplant, dass wir unsere Vorfreiwillige bei ihrem Praktikum dort oben besuchen konnten. Leider ging es Sarah dann durch eine Nasennebenhöhlenentzündung nicht gut und wir mussten die Reisevorbereitungen erstmal auf Eis legen. Aber wie heißt es so schön: Aufgeschoben ist ja nicht gleich aufgehoben…
Eine Woche später als geplant konnten wir gesund und munter in den Norden Benins starten. Unser erstes Ziel war Parakou, eine Universitätsstadt mit bewegter Nachtszene. Da wir gegen Spätnachmittag ankamen und am nächsten Tag gleich weiterwollten, hatten wir nicht allzu viel Zeit vor Ort. Dennoch nutzten wir die Gelegenheit, um den riesigen Markt zu bewundern oder durch die weitläufig asphaltierten Straßen zu laufen. Von Parakou aus ging es in das eine Stunde entfernte Dorf Goro, in welchem wir zwei Freiwillige einer anderen deutschen Entsendeorganisation (von den beiden Mädchen habe ich schon in meinem Post über das Zwischenseminar erzählt) besucht haben. Es war ganz anders, mal ein beninisches Dorf zu sehen, wenn man vorher immer nur die großen „Touristädte“ (Pobè mal ausgenommen) gesehen hat. Während unserer zwei Tage dort durften wir beim Töpfern und der Sojakäseherstellung zuschauen und einen nahegelegenen Berg besteigen. Das hat sehr viel Spaß gemacht, wenngleich die Mädels viel von einigen Problemen erzählten, mit denen sie in ihrer Einsatzstelle zu kämpfen haben. Das zu hören war schade, weil sie sich an sich dort sehr wohlfühlen, nur der Alltag halt immer wieder Schwierigkeiten mit sich bringt.
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In die erhitzte Sojamilch (wird aus der Masse von zuvor eingeweichten und dann gemahlenen Sojabohnen ausgepresst) kommt Akassa(fermentierter Maisbrei)-Saft, welcher als Lab dient |
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Als Nächstes fällt der Rohkäse aus |
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Dieser wird durch nochmal umgefüllt und ausgepresst. |
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Der Sojakäse wird geschnitten und dann frittiert. Aber auch in der hier abgebildetetn Form kann man ihn schon essen😋 |
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Töpfern von Hand als vererbtes Kunsthandwerk im Dorf |
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Wir mit Merle (l.) und Clara(r.) vor einer wunderschönen Hügelkulisse |
Unsere nächste Station war dann Natitingou im Nordwesten von
Benin, welches wir mit dem Bus von Parakou aus in 5 Stunden erreicht hatten.
Dort konnten wir bei einer anderen Freiwilligen unserer Entsendeorganisation unterkommen.
Sie lebt ähnlich wie wir auf dem Hof ihrer Einsatzstelle, einem Webausbildungszentrum
für junge Frauen. In den ersten Tagen ging es ihr leider nicht so gut und so spazierten
wir allein durch die Stadt, erkundeten den Markt und besuchten die anderen zwei
Freiwilligen in ihren Einsatzstellen, einer Grundschule und einem
Schneiderinnenausbildungszentrum. Es war sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich
wir alle dann doch leben und arbeiten!
Einen ganz besonderen Ausflug durften wir aber schon an unserem ersten Tag vor
Ort unternehmen, als wir zu den nahe gelegenen Wasserfällen von Kota fuhren. Die Atmosphäre
war sehr beruhigend und das Schwimmen im kühlen Wasser hat sehr viel Spaß gemacht.
Allgemein fand ich die hügelige Landschaft von Natitingou sehr schön und war
vor allem von der doch sehr modernen Infrastruktur (Supermärkte, asphaltierte Hauptstraßen,
ein neues Marktgebäude, …) fasziniert- vor allem, weil Pobè dagegen doch eher
dörflich wirkt. Aber auch wenn es viele Dinge gab, die ich bei den anderen
Freiwilligen irgendwie „cooler“ fand, habe ich aus diesem Urlaub vor allem eines
mitgenommen:
Auf den zweiten Blick ist dann doch gar nicht alles „besser“ (eh ein sehr limitiertes
Wort zur Bewertung von so komplexen Zusammenhängen), sondern auch in den
anderen Einsatzstellen hatte jede mit ihren Herausforderungen auf der Arbeit oder
im Alltag zu kämpfen. Ich habe so gelernt, die Vorzüge meiner Einsatzstelle so
mehr wertzuschätzen und zu akzeptieren, dass diese Herausforderungen einfach in
unserem Dienst dazugehören und das Potenzial haben, an ihnen zu wachsen.
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Sarah und ich winken unterm Wasserfall hervor👋 |
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Aussicht von einem der Hügel in Natitingou |
Nun gehen heute die zweiwöchigen Osterferien der Kids zu Ende. Das ist natürlich auch hier immer ein wenig schade, wenn das Ausschlafen und Spielen in der Ferienzeit dem Alltag mit Frühaufstehen und Schulaufgaben weichen muss. Dennoch blicke ich mit Freude auf die Osterfeiertage zurück und bin sehr glücklich über den Spaß, den die Kids zusammen mit uns bei den geplanten Osteraktionen hatten. Am Donnerstag gab es zum Beispiel Schokoküchlein. Da wir im Centre keinen Ofen haben, garten wir den Teig über Wasserdampf- ähnlich wie Hefeklöße. Ich war sehr überrascht davon, wie gut das funktioniert hat und wie lecker die Küchlein am Ende waren!
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Marie, Bossè, Joséphine, Charlotte, Sarah und Alice (v.l.n.r.) beim Teig einfüllen |
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Unser improvisierter Ofen |
Wie immer freue ich mich auch über Eure Fragen und hoffe, Ihr hattet alle schöne Osterfeiertage und einen guten Start in den Arbeitsalltag!
Ganz liebe Grüße aus Benin und Odabo!👋