Hallo Leute!
Wie ich in meinem letzten Blogeintrag schon erwähnt hatte, hieß es jetzt also Abschied von unseren Mitfreiwilligen in Porto-Novo nehmen und sich auf den Weg zu unserem neuen Zuhause zu machen…
Am Dienstagnachmittag (21/09) wurden Sarah und ich also vom Buchhalter des Waisenhauses und dem Chauffeur von Mémé und Pépé, dem Gründerehepaar, abgeholt. Auf der ca. eineinhalbstündigen Fahrt nach Pobè wurde nicht viel geredet, worüber ich sehr froh war. Es gab nämlich wieder genug Eindrücke, welche es zu verarbeiten galt, z.B. den Anblick der wunderschönen Palmenlandschaft oder die gefühlten Dauerbaustellen, die das Auto und uns (es gab- so wie es hier anscheinend öfter der Fall ist- keine Anschnallmöglichkeit) ziemlich durchschüttelten. Endlich in Pobè angekommen, war ich zunächst einmal leicht entsetzt von dem Unterschied zu der Hauptstadt (weniger Straßen waren geteert und Lehmhäuser anstatt Häuser aus Beton waren nun öfter zu sehen) und fragte mich, wie ich ein Jahr hier leben sollte. Doch, durch meine Erfahrung aus der ersten Woche um einiges klüger, schaffte ich es auch hier, mir zu sagen, dass nach einer ordentlichen Mütze voll Schlaf die Welt am nächsten Tag sicher wieder ganz anders aussehen würde. 😊
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Unser Schlafzimmer nicht mehr ganz so leer am nächsten Tag (das hatten wir am Abend noch geschafft 😁) |
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Endlich angekommen!😴 |
Mit dieser Annahme sollte ich zum Glück Recht behalten. Dies lag vor allem daran, dass wir im etwas außerhalb liegenden Waisenhaus von unserer Maman (unsere Tutorin, die für die Kinder und uns verantwortlich ist) herzlichst empfangen wurden. Sie machte uns klar, dass wir jederzeit zu ihr kommen konnten und sie alles daransetzen würde, unser Wohlbefinden zu garantieren. Danach zeigte sie uns unser „Haus“, welches sie extra für Freiwillige renoviert hatten. In diesem gab es ein Ess- und Schlafzimmer, eine nicht ganz fertige Küche und ein für beninische Verhältnisse super luxuriöses Bad. Wir fühlten uns trotz Müdigkeit auf Anhieb wohl und freuten uns schon darauf, uns hier einzurichten. Dies war anscheinend auch der Plan von Maman, die uns auftrug, uns die nächste Woche erst einmal ausgiebig auszuruhen, bevor in der darauffolgenden die Arbeit losgehen konnte. Nach einer Besichtigungstour des Geländes wurden wir auch noch einmal mit Tanz und Gesang von den 39 Kindern des Waisenhauses begrüßt, was mich sehr an den Besuch im Centre Esther erinnerte. Doch fand ich es hier ein wenig angenehmer, da die Kinder nicht ganz so aufgedreht, sondern eher auf eine natürliche Weise schüchtern uns gegenüber waren. Nach einem leckeren Abendessen ging es dann schnell ins Bett für uns beide.😴
In den nächsten Tagen wurden wir von unserer Maman verwöhnt, die uns Stück für Stück an das beninische Essen heranführte, konnten es uns mit Fotos und einer Kofferumfunktionierung zum Schrank ein wenig heimelig machen und versuchten, die Namen der Kinder zu lernen. Letzteres stellt sich bis heute noch als ziemlich schwierig heraus, aber wir bleiben dran. Außerdem stellte sich am zweiten Tag jedes Kind noch einmal einzeln mit Namen und Alter bei uns vor und erhielt dafür von uns entweder Schokolade oder Gummiherzen. Sie freuten sich sehr, wenngleich sie dies noch nicht so offen zeigten. 😊
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Unser Ess- bzw. Eingangszimmer... |
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...mit Tisch für Mamans leckeres Essen. Hier gibt es gerade Pâte Blanche und Sauce Feuille(Blattgemüse) und Papaya zum Nachtisch🤤 |
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Unser Bad... |
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...mit Klo und Eimerdusche( den Duschkopf haben wir bis jetzt noch nicht benutzt😆) |
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Unser Schlafzimmer mit umfunktionieren Koffern😉 |
Allgemein mussten Sarah und ich uns in der ersten Woche erstmal an die respektvolle Art der Kinder gegenüber Ihren „Tatas“ (das sind wir) gewöhnen. Hier wird nämlich Respekt gegenüber älteren Personen sehr großgeschrieben, indem zum Beispiel die Kinder sich vor uns bei der Begrüßung jedes Mal verbeugen müssen oder wir auch ein etwas abwechslungsreicheres Essen als sie bekommen.
In den folgenden Tagen lernten wir dann auch die anderen Mitarbeiter*Innen des Waisenhauses neben Maman kennen, zum Beispiel Fofo (kümmert sich um Schulisches und den eigenen Gemüsegarten), den Gardien (für Sicherheit der Kinder verantwortlich), die Assistance Sociale (kümmert sich ums psychische Wohl der Kinder und checkt deren Akten), den Directeur des Waisenhauses, die Köchin und die Direktorin der ONG. Außerdem trafen wir unseren Mentor (ein ehemaliger Radiojournalist, der jetzt für den Bürgermeister Pobès arbeitet), der uns mit seinem Moped ein wenig durch die Gegend fuhr, spannende Dinge zu dem hier verbreiteten Voodoo-Kult der „Oro“ erzählte und uns ein wenig mit der Regionalsprache „Nago“ vertraut machte. Ansonsten ruhten wir uns in der ersten Woche allerdings hauptsächlich aus, was ich einerseits wegen meines Körperzustandes der Dauermüdigkeit gepaart von einer leichten Grippe befürwortete. Andererseits fanden wir es auch ein wenig nervig, dass uns nicht viele Aufgaben anvertraut wurden, da wir beide nach meinem Gefühl Persönlichkeiten sind, die gern etwas zu tun haben wollen- und das auch schon in der ersten Woche. 😅 Doch nach einem Anruf von unserer Vorfreiwilligen konnten unsere Sorgen ein wenig beruhigt werden. Auch wenn sich nach ihrem Aufenthalt 2020 so einiges vor Ort verändert hatte, konnte sie uns nämlich viele Dinge zu unserem Aufgabenfeld, der Essensgeschichte oder der Arbeitsstruktur erklären. 😊
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Auf dem Moped mit unserem Mentor😎 |
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Das ehemalige Rathaus von Pobè |
Die zweite Woche ging dann hingegen sehr aufregend los, indem wir uns endlich ein wenig nützlich fühlen konnten. Am Montag (27/09) brachten wir die Kinder früh morgens mit Fofo in die Schule und konnten am Abend (nach einer Lektion Nago mit der Assistance sociale) das erste Mal in der Küche mit anpacken. Währenddessen half Sarah außerdem noch einigen Kindern bei den Hausaufgaben, was wir die Tage vorher schon einige Male machen konnten. Ich war zum Beispiel ganz überrascht, als ein Kind auf mich zukam und mich bat, ihm bei Physik (Mechanik :/) zu helfen. Auch sonst hatten wir das Gefühl, dass sie sich langsam an uns gewöhnten… 😊
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Beim Abwasch (fotografiert von einer sehr stolzen Maman) |
Leider musste dieser Fortschritt an anderer Stelle weitergeführt werden, da wir am Dienstag dieser Woche mit Maman nach Porto-Novo fuhren, da am Donnerstag ihr Onkel und am Samstag ihr Vater beerdigt werden sollten und sie nicht wollte, dass wir gleich in unserer zweiten Woche ohne sie im Waisenhaus sein mussten. Einerseits konnten wir ihre Entscheidung verstehen (sie hätte uns bei unerwarteten Problemen, die am Anfang des FSJ's häufig entstehen, einfach nicht schnell helfen können) und freuten uns auf ein paar Besichtigungstouren in der Hauptstadt; andererseits waren wir ein wenig traurig darüber, die Kinder jetzt schon wieder für eine Woche verlassen zu müssen. :/
Allgemein finde ich Pobè sehr schön, da es im Vergleich zur Hauptstadt sehr viel ruhiger und grüner ist. Im Waisenhaus fühle ich mich wahnsinnig wohl und habe an diesem Ort ein großes Gefühl von Sicherheit. Wie wichtig das ist, ist mir am Tag der Bundestagswahl aufgefallen. Dort ist mir nämlich wieder mal klar geworden, wie weit weg wir von unserem vorherigen Zuhause sind...
Außerdem sind die Kinder sehr lustig und ihre lebensfrohe Art ist sehr ansteckend. Zwar haben wir beim besten Willen noch nicht die Arbeitsstruktur durchblickt und müssen auch bei der Hausaufgabenhilfe sehr auf die wirklich unterschiedlichen Niveaus der Kinder stark eingehen, lernen aber jeden Tag etwas Neues und haben verstanden, dass sich in Geduld üben hier als sehr hilfreiche Eigenschaft herausstellen kann.