Hallo Leute!
Nun ist es schon eine Weile her, dass ich nichts mehr von mir hören lassen habe. Vier ereignisreiche Wochen in Pobè liegen aber wieder hinter mir, weshalb ich im Folgenden versuchen möchte, die für mich wichtigsten Eindrücke für Euch festzuhalten.
❗Bevor ich beginne, möchte ich noch einmal deutlich machen, dass alles Geschriebene in meinem Blog eine subjektive Wahrnehmung ist. Die geschilderten Dinge sind daher weder auf ganz Benin, noch auf ganz Afrika übertragbar. Ich möchte hier also nochmal ausdrücklich betonen, dass das Erzählte meine persönlichen Gedanken und Erfahrungen zum Alltag in meiner Einsatzstelle in Pobè widerspiegelt❗
Nach unserer eher mäßig aufregenden Woche in Porto-Novo kehrten wir am Sonntag also zurück in das Waisenhaus in Pobè. Mit dem Montag (04/10) begann dann erstmal eine entspanntere Woche, in der wir vor allem Haushaltskram regelten, wie z.B. Wäschewaschen oder Badputzen. Langsam kamen auch dort schon die älteren Kinder für Hausaufgabenhilfe auf uns zu. Dabei waren vor allem Englisch und P.C.T. (Physik, Chemie, Technologie) gefragt, obwohl natürlich jedes Kind eigene Stärken und Schwächen hat, weshalb der Bedarf an Fächern immer variierte. Am Wochenende starteten wir unser erstes „größeres“ Projekt (wir bastelten einen Geburtstagskalender) und gingen mit unseren frisch geschneiderten Kleidern zur Chorprobe am Samstag und zur Kirche am Sonntag. Während wir uns beim Gottesdienst eher langweilten (es wurde viel auf der Regionalsprache gepredigt), war es schon eine spannende Erfahrung.
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unser erster Gang zur Kirche, inklusive Kleid und Kopftuch! |
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Der Geburtstagskalender wird aufgehängt. |
Die zweite Woche gestaltete sich dann ziemlich ereignisreich, da Maman uns an einem Abend bat, von nun an jeden Abend nach Schulschluss abwechselnd mit der CE1 (2.Klasse) und CE2 (3.Klasse) ihre Lektionen für den nächsten Tag durchzugehen. Einerseits freuten wir uns über diese Arbeit, andererseits war es wirklich anstrengend. Das lag vor allem daran, dass die Kinder durch den späten Schulschluss (17/18h) wirklich fertig sind und außerdem innerhalb der Klassengruppe unterschiedliche Lernstandniveaus herrschen. Trotz dieser Probleme hatten wir im Großen und Ganzen das Gefühl, dass die Kinder vieles Erklärte relativ gut verstehen. Man kann aber schon sagen, dass wir in der Anfangsphase echt überfordert waren. Das lag aber auch vor allem daran, dass uns das beninische Schulsystem einfach noch zu unbekannt ist. Bisher hatten wir nämlich eher das Gefühl, dass vor Ort mehr wert auf dem Auswendiglernen der Lektion als auf dem tatsächlichen Verstehen der Wörter liegt. Dennoch versuchen wir irgendwie den Spagat zwischen spielerischen Methoden und Vermittlung des Stoffes zu schaffen. Aber, man hat es vielleicht schon herausgehört: Die Aufgabe ist schwerer als gedacht, wenngleich ich mich auch auf die Herausforderung jeden Tag freue. Während die Kinder vormittags in der Schule arbeiteten, waren wir viel mit unserem Mentor unterwegs, um z.B. auf dem Markt Früchte zu kaufen🍍.
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unser erster (Groß-)einkauf |
Am Freitag haben wir uns bei der Gelegenheit Zöpfe machen lassen und unsere Pagnes (eine Art Wickelrock) bekommen. Da ich das Gefühl habe, dass in Deutschland viel über das Thema der kulturellen Aneignung diskutiert wird, musste ich dabei daran denken und habe mich gefragt, ob es wirklich nicht komisch ist. Meine Zweifel konnten aber schnell beruhigt werden, da alle uns nahe Stehenden uns versicherten, dass die Einheimischen das nicht so empfinden würden und sich eher darüber freuen, wie wir ihre Kultur damit wertschätzen. Und Leute, ganz ehrlich: Die Zöpfe sind bei dieser Hitze einfach wahnsinnig praktisch, was hier wirklich ein starkes Argument darstellt🥵.
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Mamans stolzer Schnappschuss: wir beiden mit Pagne und Oberteil |
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Ich kriege als erstes Zöpfe, nicht ganz ohne Schmerzen:) |
Die letzten beiden Wochen gingen dann sehr ereignisreich weiter. Die Abende verbrachten wir mit Lektionen lernen, während wir die Vormittage für Haushalt (dazu gehörte auch einmal das Fangen einer Maus🐀) und Vorbereitungen nutzten. An einem Tag wurden wir dann auch von dem Directeur auf unsere Arbeit angesprochen. Es ging um das Heft eines Jungen, der einige rote Einträge im Heft hatte, da er seine Lektionen nicht konnte. Im Folgenden bat er uns- wenn möglich- demnächst darauf zu achten, alle Lektionen für den jeweils folgenden Tag mit den Kids aller Klassenstufen zu lernen. Wir bekamen die Stundenpläne und sprachen mit einigen Lehrer*Innen. Von nun an versuchten wir, jeden Abend mit der CE1 und CE2 zu üben und nach dem Abendessen oder am Mittwochnachmittag (Schulschluss um 12h) die älteren Klassen (CM1 und CM2, 4. und 5. Klasse) auf Bedarf anzusprechen. Auch wenn das oft sehr anstrengend ist (die Aufmerksamkeit der Kinder ist einfach nach ihrem langen Tag nicht mehr so groß), freuen wir uns über unsere Arbeit. Einerseits, weil wir dann wirklich etwas zu tun haben und andererseits, weil ich wirklich das Gefühl habe, dass wir zumindest manchmal den Kindern Dinge verständlich machen können und ihnen damit helfen.
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unsere erste selbstgebaute Mausefalle |
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Hausaufgaben erfolgreich geschafft mit der CM1 (von links: Sarah, Justin und Boss aus der CM1, Christophe und Faidath aus der CE1) |
Natürlich versuchen wir, nicht nur Schulisches mit ihnen zu machen. Allerdings ist es nicht immer so einfach neben den ganzen Lektionen die Kinder aus ihrem Alltag zu holen und Dinge zu finden, die ihnen Spaß machen. Dennoch haben wir letztes Wochenende anlässlich Halloween Papayas🎃 geschnitzt und Ausmalbildchen vorbereitet. Das war, ähnlich wie beim ersten Projekt mit dem Geburtstagskalender, recht chaotisch. Aber als die Kinder beim Abendessen still und bewundernd auf die wirklich wunderschön leuchtenden Früchte-Gesichter schauten, war der ganze Stress von davor wieder vergessen. Wir freuten uns vor allem, weil die Kinder glücklich waren und die Papayas gleich am nächsten Abend wieder anzünden wollten☺.
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Das Resultat im Hellen... |
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Judith (l.) und Joséphine(r.) beim Schnitzen |
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reihum von links: Sarah, Maridiath, Thomas und Sylvain beim Ausmalen |
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...und im Dunkeln |
Allgemein mag ich langsam den Gedanken, dass dies jetzt für ein Jahr mein Alltag ist. Und es gibt noch einige Projekte, die wir demnächst noch angehen möchten. Zum Einen möchten wir die Arbeit mit den Kindern noch besser organisieren und einigen noch gezielter Lese-und Schreibhilfe geben. Außerdem gehen wir am Samstag zum ersten Mal zu einer Sportgruppe in der Stadt und sind schon gespannt, wie das wird! Demnächst möchten wir dann mit unserem Mentor Moped fahren lernen und außerdem unsere Nago (die Regionalsprache von hier)- Skills erweitern, damit wir bald noch mehr als "ë karo" (Guten Morgen) und "odabo"(Auf Wiedersehen) sagen können😅.
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